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Gerontologisches Training


Mit den noch recht frischen Eindrücken von der
KH2-Veranstaltung im Ernst Deutsch Theater trafen sich die neuen SchülerInnen des Projektjahres 25/26 an mehreren Tagen im Hartwig Hesse-Quartier in St. Georg. 

Jeweils eine Gruppe pro Tag erwartete ein ganz besonderer Workshop im Rahmen ihres neuen Ehrenamtes bei KH2: 

Ziel des „gerontologischen Trainings“ ist es, die SchülerInnen behutsam auf die Begleitung älterer und hochaltriger Personen vorzubereiten, um Berührungsängste im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Personen abzubauen, einen Perspektivwechsel zu fördern und das Verständnis um die besonderen Bedürfnisse im öffentlichen Raum zu verbessern.  

Vorbereitung auf das neue Ehrenamt

Nach einem Einstieg und Input zu Risiken und Potentialen des Alters und Aspekten möglicher altersbedingter Einschränkungen, ging es nahtlos in den Praxisteil über. Die ReferentInnen der Hartwig Hesse-Stiftung veranschaulichten den TeilnehmerInnen Funktion und Handhabung von Rollstuhl und Rollator, vermittelten erste Informationen zum Handling auf Gehwegen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln und verdeutlichten, wie wichtig die Ansprache der Person im Rollstuhl ist – viele SchülerInnen hatten einen „Aha-Moment“, als sie im Rollstuhl sitzend unvermutet angekippt wurden.

Gemeinsam wurden die vielen unterschiedlichen Ausrüstungsteile des „GERT“, dem gerontologischen Testanzug, der seine TrägerInnen binnen weniger Minuten um Jahrzehnte die körperlichen Einschränkungen spüren und damit altern lässt, inspiziert und angelegt – eine 20 kg schwere Gewichtsweste, Gewichtsmanschetten für Hand- und Fußgelenke, Bandagen zum künstlichen Versteifen von Gelenken oder Spezialschuhe, die einen unsicheren Gang erzeugen und damit das Koordinationsvermögen einschränken. Besonders beeindruckten die Spezialbrillen, die unterschiedliche Augenerkrankungen simulieren und für eine starke Einschränkung und Eintrübung des Sichtfeldes sorgten.  

Mit Spannung durch den HVV-Parcours

Entsprechend ausgerüstet fanden sich nun die „gealterten” SchülerInnen zu kleinen Teams zusammen, wählten Rollstuhl, Rollator oder Gehilfen aus, um sich zunächst unter der professionellen Anleitung der Hartwig Hesse-MitarbeiterInnen draußen in einer kleinen Seitenstraße an ersten Hindernissen wie Bordsteinen und Kanten zu versuchen. Nach den erfolgreich absolvierten Übungen folgte der erste „Stadtparcours“: In Begleitung des KH2-Teams steuerten die SchülerInnen die Busroute zum Hauptbahnhof an. Beim Einstieg erfuhren alle schnell und eindrucksvoll wie mobilitätseingeschränkte Menschen den öffentlichen Busnahverkehr erleben: Unachtsame Passagiere, volle Busse, Zeitaufwand beim Ein- und Ausstieg und angewiesen sein auf fremde Hilfe, aber auch hilfsbereite Fahrgäste und Buspersonal. Nach einem Umstieg ging es zurück ins Quartier durch den Lohmühlenpark, in dem auf Bänken noch Unterstützung beim Umsetzen geübt wurde.

Nach einer verdienten Pause wechselten die Teams Material und Ausrüstungsgegenstände, um die Herausforderungen des U-Bahnfahrens zu erfahren. Erstes Hindernis: Treppen mit Rolli & Rollator? Geht nicht und ist nicht erlaubt – wo also ist der Aufzug, wo sind die Hinweisschilder? 

Dann die Orientierung auf den Bahnsteigen: Woran erkenne ich, in welche Richtung der Zug fährt, kann ich überall auf dem Bahnsteig mit Rollstuhl in die Waggons gelangen, gibt es Waggons, die mehr Platz haben und woran erkenne ich diese?
Die Route – wieder über den Hauptbahnhof, um von dort über unterschiedliche Ebenen den richtigen Zug zurück zum Ausgangspunkt zu finden. Fahrstühle finden, Ermitteln der richtigen Ebenen, lange Wartezeiten vor kleinen Aufzuganlagen. Die wichtigste Erkenntnis: Eine Person mit Rollator oder Rollstuhl muss deutlich mehr Zeit für den Weg einplanen und so auch die Begleitung.

Reflexion des Erlebten

Erschöpft, doch mit vielen Eindrücken im Gepäck, zurück im Quartier angekommen, reflektierte die Gruppe in kleiner Abschlussrunde: Wie ist das Erlebte einzuordnen, welche Aspekte berühren die altersbedingten Einschränkungen, welche Auswirkungen hat es für den eigenen Alltag und auf die kommenden Begleitungen der SeniorInnen.  Eine häufige Aussage:

„In Zukunft habe ich mehr Geduld, wenn ältere Menschen Bus und Bahn nutzen!“

Fazit: Alle TeilnehmerInnen haben viel mitgenommen, eigene Handlungsoptionen entwickeln können, um selbstbewusst und gestärkt Begleitungen zu Kulturveranstaltungen zu übernehmen. Die Vorfreude auf die ersten Begegnungen mit den SeniorInnen im Projekt ist groß. 

Das KH2-Team hat mit viel Freude den Einsatz der SchülerInnen an allen Tagen begleitet und dankt auf diesem Wege nochmals Lore Rampendahl, Angelina Henze, der Hartwig-Hesse-Stiftung, Charline de Almeida und Matthias Blümel für die fachliche Unterstützung, sowie der Hausleitung und dem Fach-Personal und natürlich Maik Greb für das Zurverfügungstellen des bestens ausgestatteten Gemeinschaftsraumes. Danke” auch an die AWO-Stiftung für einen zusätzlichen “GERT” und ein besonderer Dank
an das Sanitätshaus MPM für die großzügige Bereitstellung der Rollstühle, Rollatoren und Gehilfen.

Ein großes Dankeschön geht vor allem an alle SchülerInnen, die sich nicht nur engagiert, mit viel Neugierde und noch mehr Spaß den Herausforderungen stellten, sondern auch für das sehr positive Feedback für das Trainining – ein guter Start für das Projektjahr 25/26!

Wie fühlt sich das Alter an? – Alterssimulationstraining mit dem Schülerjahrgang 2019/20

Vom 12. bis zum 21. Juni 2019 hat das Team von KULTURISTENHOCHunter der Federführung von Gundula Grimm – die professionelle Fachkraft unseres Kooperationspartners der Hartwig-Hesse-Stiftung – die diesjährigen Alterssimulationstrainings mit insgesamt 83 Schülerinnen und Schülern durchgeführt.

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