Equal Care Day

Equal Care Day

Am 1. März 2022 findet der diesjährige Equal Care Day statt. Dabei handelt es sich um einen Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam macht. Der Aktionstag wurde 2016 von Almut Schnerring und Sascha Verlan in Anlehnung an den Equal Pay Day ins Leben gerufen. Dieses Jahr findet eine Städtekonferenz in Bonn, Bremen, Düsseldorf und Hannover dazu statt. Das brauchen wir auch in Hamburg.

Der Equal Care Day und seine Verbindung zum Equal Pay Day

Der Equal Pay Day erinnert daran, dass Frauen im Durchschnitt deutlich weniger verdienen als Männer und findet dieses Jahr in Deutschland am 7. März 2022 statt. Der Tag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Üblicherweise kennzeichnet er in den verschiedenen Ländern rechnerisch den Tag, bis zu dem oder ab dem, Frauen unentgeltlich arbeiten würden, wenn sie ab oder bis zu dem Tag (gesamtgesellschaftlich) die gleiche Lohnsumme wie Männer bekämen.

Der Equal Care Day wurde auf den 29. Februar festgelegt. Als Schaltjahr findet der Tag nur alle vier Jahre statt und wird in den Jahren dazwischen übergangen. Dieser Umstand weist darauf hin, dass Care-Arbeit als weitgehend „unsichtbare Arbeit“ gilt, die oft nicht wahrgenommen und folglich auch nicht bezahlt wird. Während im Vergleich dazu der Fokus des Equal Pay Day auf der Entgeltgleichheit bezahlter Erwerbsarbeit liegt, nimmt der Equal Care Day die unbezahlte Sorgearbeit in den Fokus, die z.B. in der Familie, aber natürlich auch im Ehrenamt erbracht wird.

Hintergrund des Equal Care Day

Wir alle sind im Laufe unseres Lebens darauf angewiesen, dass andere Menschen sich um uns kümmern, fürsorglich sind. Wer kocht, wer räumt auf, wer kümmert sich um die Kinder? Aber auch wer zuhört oder Menschen zu Veranstaltungen begleitet, denen das alleine nicht möglich ist – all das umfasst Care-Aufgaben. Diese sind jedoch in unserer Gesellschaft ungleich verteilt. Die These ist, dass wenn diese Aufgaben zwischen den Geschlechtern gleich verteilt sind, alle Menschen die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe habe. Während der Pandemie hat sich diese Ungleichheit nochmal deutlich verstärkt.

Hohe Engagementbereitschaft

Bei Menschen in Deutschland ist eine hohe Engagementbereitschaft vorhanden. So zeigen Recherchen, dass etwa 31 Millionen Menschen eine ehrenamtliche Tätigkeit haben. Die Motive dafür sind genauso vielfältig, wie die Bereiche, in denen sich die Ehrenamtlichen engagieren. Gleichzeitig ist auch ein hoher Bedarf an Ehrenamtlichen in der Gesellschaft existent.

Was bedeutet Ehrenamt?

In Deutschland ist im Zusammenhang mit der Diskussion um freiwilliges Engagement, eine Vielzahl unterschiedlicher Begrifflichkeiten zu sehen, die ihren Ursprung in einem Strukturwandel des klassischen Ehrenamtes, aufgrund veränderter gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen und dem damit verbundenen Wertewandel haben. Neben den Begriffen Freiwilligenarbeit und Ehrenamt wird der Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements und der einer Bürgergesellschaft verwendet sowie synonym die Bedeutung des sozialen Kapitals für unentgeltliches Arbeiten. Laut gängiger Meinung ist freiwillige Arbeit jede freiwillig erbrachte, nicht auf Entgelt ausgerichtete Tätigkeit, die am Gemeinwohl orientiert ist. Der Begriff Ehrenamt wird verwendet, wenn eine längerfristige Bindung an eine Organisation oder ein Unternehmen besteht.

Die Bedeutung von ehrenamtlichen Tätigkeiten für KH2

Auch KULTURISTENHOCH2 würde ohne das freiwillige Engagement zahlreicher Menschen nicht in seiner jetzigen Form stattfinden können. Die gemeinnützige soziale Initiative macht wirtschaftlich und oft körperlich eingeschränkten SeniorInnen ab 63 Jahren die Besucher vielfältiger Kulturveranstaltungen möglich, realisiert durch kostenlose Tickets von KulturLeben Hamburg e.V. Begleitet werden die SeniorInnen von Oberstufen-SchülerInnen ab 16 Jahren aus ihrem Stadtteil. Während den Älteren so bereichernde Gelegenheiten für soziale & kulturelle Teilhabe (wieder) geboten werden, üben sich die Jungen im frühen sozialen Engagement. Seit Ende September 2021 sind 120 SchülerInnen ehrenamtlich für aktuell 180 SeniorInnen im Einsatz. Seit dem Start von KH2 im September 2016 waren – Corona zum Trotz – schon über 1200 Kulturtandems unterwegs. Die Jugendlichen erlernen durch ihr Engagement Selbstwirksamkeit, die Älteren erfahren, dass es noch auf sie ankommt. So wächst der gesellschaftliche Zusammenhalt.

Und was bedeutet das konkret für einzelne Personen?

Von einer Seniorin haben wir einen wundervollen Brief erhalten, in dem die Bedeutung von Care-Arbeit einmal ganz deutlich wird.

Hamburg am 24. Januar 2022  

Sehr geehrte liebe Frau Worch, 

nachdem das Fest zu schnell vorbei gegangen und der Alltag zurückgekehrt ist, hoffe ich, dass Sie und Ihr liebes Team gut in das neue Jahr gekommen sind.  

Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes neues Jahr Glück und vor allem Gesundheit. Gleichzeitig bedanke ich mich für die schönen Dinge, die sie mir durch Herrn Jesse zukommen ließen in einer Tasche der Aktion „Hamburg packt´s zusammen“. Es war wirklich von allem etwas dabei – sozusagen ein liebevoll gepackter „Kesselbuntes“, eine große Überraschung, die mich mit vollem Dank erfüllt und wofür Herr Jesse seine kostbare Freizeit am Wochenende zum Überbringen geopfert hat. Es tut so gut zu spüren, dass man nicht alleine ist und andere Menschen an mich in Liebe denken!  

Nun noch zu ihrem lieben Brief vom Dezember vorigen Jahres – Ihrem Weihnachtsbrief: er ist so informativ über den Bestand Ihrer Mitarbeiter, die alle voll im Einsatz sind und Gutes Tun und sie informieren über kulturelle Geschehnisse und Vorhaben, die wirklich sehr sehr umfangreich sind. Sie alle tun wirklich alles, um ältere und oft alleinstehenden Menschen zu erfreuen. Wie schön, dass es so etwas in dieser schwierigen Zeit gibt. 

Ihnen allen danke ich von Herzen für Ihren selbstlosen Einsatz zum Wohle vieler Menschen. Es ist ein Trost zu wissen, Sie sind da! Es gibt einem Zuversicht und Hoffnung. 

Mein Dank gilt auch dem kleinen Kind für das wunderschöne Bild – mit so viel Mühe und Liebe gemalt, bekommt es bei mir einen schönen Platz, wo ich mich daran erfreuen kann. 

Nun wünsche ich Ihnen, liebe Frau Worch, schon zu etwas für vorgerückter Zeit im Januar und allen ihren lieben Mitarbeitern ein schönes neues Jahr mit viel Freude und Erfolg und besonders ganz viel Gesundheit! 

Mit den herzlichsten Grüßen und großem Dankeschön an Sie alle  

Ihre Helga M. 

Der Brief zeigt zweierlei:

  1. Wie wichtig ist es, dass Menschen sich wahrgenommen fühlen und wertgeschätzt werden und
  2. Wie bedeutend für KULTURISTENHOCH2 die Zusammenarbeit mit KooperationspartnerInnen ist.

So konnte bspw. die „Hamburg packt’s zusammen“-Aktion nur stattfinden, weil sich rund 30 namhafte Unternehmen aus Norddeutschland wie beispielsweise Budni, Beiersdorf, der Adalbert Zajadacz Stiftung, Tchibo und Hanseatic Help eingebracht haben. Erst durch ihre Unterstützung ist eine solch Zusammenhalt schaffende Kooperation möglich: Nicht nur die MitarbeiterInnen von KH2, sondern auch rund 50 SchülerInnen engagierten sich ehrenamtlich und taten mit der Übergabe der Tragetaschen Gutes.

Das wunderschöne Bild von dem kleinen Kind, welches die Seniorin erwähnt, entstand ebenso im Rahmen einer Kooperation: Angeregt von der Leiterin der LichtwarkSchule haben sich KULTURISTENHOCHund die LichtwarkSchule zusammengetan, um junge und alte Menschen zu verbinden. Unter dem Motto „So ist mein Weihnachten“ entwarfen 5-10jährige Kinder der LichtwarkSchule 200 handgemalte Weihnachtskarten. Diese Weihnachtskarten wurden an die SeniorInnen von KH2 versendet und brachten so den SeniorInnen Freude ins Haus.

Der Equal Care Day ist ein wichtiger Tag, da er auf die unbezahlte Sorgearbeit aufmerksam macht. Diese ist nicht nur aufgrund der Pandemie ungleich verteilt. Die ungleiche Verteilung gilt es anzugehen – gemeinsam als Gesellschaft und jeden Tag.

Text: KULTURISTENHOCH2 | Anna Lietz

Foto: KULTURISTENHOCH2 | Christine Worch