Die Gerontologischen Trainings – Vorbereitung für’s Ehrenamt

Es waren Tage mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen – und auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: Gestreckt über einen Zeitraum von zwei Wochen im September fanden wieder unsere Gerontologischen Trainings statt, erstmalig unter den aktuellen Corona-Bedingungen. 

Aufgrund dieser wurde dieses Mal in kleineren Gruppen pro Kooperationsschule gelehrt – der gemeinsame Erlebnisfaktor war aber genauso hoch. Federführend und professionell geleitet wurden die Alterssimulationstrainings in diesem Jahr von Andreas Hannemann (Stellvertretender Pflegedienstleiter der Hartwig-Hesse-Stiftung) und Friederike Hennig (Vermittlung) aus dem KH2-Team. Außerdem waren seitens KH2 Pit Thorenz als Assistent der Trainingsleitung und Silke Busse (Leiterin Schule) dabei.

Insgesamt 43 SchülerInnen wurden auf ihr kommendes Ehrenamt vorbereitet. Was sollte ich wissen, wenn ich ältere Menschen begleite? In diesen Workshops wurde die jüngere Generation an das Thema „Alter“ herangeführt – und dies sowohl mit theoretischen, insbesondere aber mit praktischen Inhalten.

Der Tag startete jeweils zunächst immer mit einer kurzen Einführung durch Friederike Hennig. Die teilnehmenden SchülerInnen hatten die Gelegenheit, noch einmal mehr zur Entstehungsgeschichte von KH2 kennenzulernen. Anschließend erläuterte Andreas Hannemann Wichtiges & Wissenswertes: Wie ist beispielsweise ein Rollstuhl aufgebaut? Oder was sollte man beim Führen eines Rollators unbedingt beachten? Wie kann ich SeniorInnen optimal unterstützen und behilflich sein?

                                             

Das eben Gelernte konnte dann auch sofort angewandt werden. Wer wollte, legte dabei den GERT – einen Alterssimulationsanzug – oder einzelne Teile von ihm an… und alterte in Minuten um Jahrzehnte!

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Darüber hinaus standen auch Rollstühle, Rollatoren oder Gehstöcke bereit. Jede/r junge TeilnehmerIn konnte so das körperliche Befinden eines älteren Menschen erspüren, inklusive beispielsweise die Einschränkung der Sehfähigkeit oder die nicht mehr so einfachen Bewegung der Gelenke. „Uff, es ist jetzt aber ganz schön schwer, meine HVV-Karte aus meinem Portemonnaie zu fischen“, rief eine Schülerin erstaunt aus.

                                    

Auf ging es! Start- und auch Zielort war der Seminarraum der Hartwig-Hesse-Stiftung, wo wir auch dieses Jahr wieder unseren Workshop abhalten durften. Dazwischen lag ein Parcours durchs Stadtviertel St. Georg. Erste Hürde im Freien: Wie kann ich mit einem Kantenheber gut Hindernisse überwinden?

Anschließend stieg die Gruppe in die U-Bahn, nachdem der Aufzug gefunden und erfolgreich bedient wurde. „Es dauert irgendwie alles ein wenig länger als gewohnt“, ist die einstimmige Feststellung in der Kleingruppe. Und: „Wie verschwommen doch manche Schilder und Zeichen zu erkennen sind!“ Leider war auch eine Erkenntnis, dass Barrierefreiheit nicht überall im Stadtverkehr zu finden ist und so manche Herausforderung im Alltag besteht. Aufzüge sind eine wichtige Orientierung – „darauf werde ich in Zukunft achten, wenn ich mit einer älteren Person unterwegs bin“, nahm sich eine Schülerin fest vor.

                

Von der Lohmühlenstraße ging es mit der U-Bahn bis zum Hauptbahnhof, dort mussten alle einmalig Umsteigen und auch die Plattformebene wechseln. Ganz schön beschwerlich, wenn man sich nicht so schnell wie gewohnt zurecht findet. Auch beim Ein- & Aussteigen in der Bahn muss man ganz schön aufpassen – ein Sitzplatz bietet viel Sicherheit.

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Nach diesen erfolgreich gemeisterten Herausforderungen war eine Mittagspause wirklich verdient!

Am Nachmittag startete Teil 2 – und jede/r TeilnehmerIn hatte die Gelegenheit, noch einmal anderes Equipment als zuvor anzulegen und auszuprobieren.

Nach kurzem – aber aufgrund von viel Sand durchaus tückischen – Weg zum Berliner Tor stiegen dieses Mal alle in den Bus – denn auch dieser will „im Alter“ im wahrsten Sinne des Wortes neu erfahren sein. Erste Station war am ZOB, kurzer Wechsel, dann von der Kirchenallee aus mit der Linie 6 oder 17 bis zum AK St. Georg.

                      

Eine ganz andere Sichtweise sei es, wenn die Rampe am Bus für ihn ausgefahren werde – da werde er in Zukunft viel mehr Verständnis zeigen und geduldiger sein – berichtete ein Schüler.

Der Rückweg führte zu Fuß durch den Lohmühlenpark. Hier standen noch einige Übungen inklusive Tipps an, beispielsweise das „Umsetzen“: Andreas Hannemann erläuterte die korrekte Hilfestellung aus dem Rollstuhl auf eine Bank und zurück.

                                                     

Am Ende ließen dann Friederike Hennig und Andreas Hannemann das Erlebte gemeinsam mit den SchülerInnen Revue passieren, noch offene Fragen wurden beantwortet, bevor sich dann alle TeilnehmerInnen mit einem kleinen Präsent – und sicherlich vielen neuen Eindrücken – auf den Heimweg machten.

KH2 dankt allen SchülerInnen für ihre wunderbare Offenheit und ihr Engagement. „Es war toll zu erleben, wie im Laufe eines jeden Tages sich wirklich jede und jeder eingelassen hat auf ein Thema, das sonst nicht sehr präsent ist“, resümiert Friederike Hennig.

Eine weitere Trainingsrunde ist noch einmal für November geplant.

Unser Dank gilt insbesondere unseren Partnern – dank ihrer Unterstützung konnten wir die Trainings für die neuen SchülerInnen realisieren:

  • der Hartwig-Hesse-Stiftung, für die Raumnutzung und insbesondere Andreas Hannemann für seine fachliche Leitung
  • der ZEIT Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, für die großartige Förderung
  • Angelika Tumuschat-Bruhn für die Bereitstellung des GERTs
  • der Mittelpunkt Mensch GmbH für die Leihgabe der Rollstühle, Rollatoren und des weiteren Equipments

Ein Dankeschön auch an alle Beteiligten aus dem KH2-Team, insbesondere Emanuela Poll für die Organisation und Bereitstellung sowie Friederike Hennig, Pit Thorenz und Silke Busse für die Durchführung.